Freitag, 16. Juni 2017

Leben mit Depressionen

Hallo Reisende,

das Leben mit Depressionen ist schwer. Besonders für den, der sie selber durchstehen und damit klarkommen muss. Die Last kann man sich als gesunder Mensch wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Aber spüren.

Ich hatte in meiner Funktion in der Feuerwehr schon einige Male an der Last zu tragen, der diese armen Menschen nicht mehr standgehalten und sich der vermeintlich einfachen Lösung hingegeben hab. Sehr zum Leidwesen vieler Wochenendereisender und der Deutschen Bahn.

Man hört aus Bahnkreisen: Das passiert deutschlandweit 3x pro Tag. Jeder Lokführer bekommt statistisch 2 Suizidenten vor seine Lok (und darunter). Ich muss sagen, nach den jungen Kameraden (die wir zwar abschirmen und die möglichst wenig davon sehen sollen), tun mir die Lokführer bei dieser Geschichte am meisten Leid. Besonders schlimm ist es immer, wenn der Lokführer gerade sein "Erstes Mal" hat, wenn wir Vorort eintreffen. Die Menschen sind wirklich mitgenommen und man muss zuerst sehen, dass man dann dieser Person hilft. Ob unser sein Ziel erfüllter Freund noch einige Minuten länger durch den Schotter sickert ist mir doch deutlich unwichtiger, als direkt beteiligten Helfen zu können und vielleicht eine noch weitere Traumatisierung zu verhindern. Aber dafür möchte man ja helfen und tut sich alles an. Und wenn ich ehrlich bin, dann tun mir auch die Selbstmörder manchmal Leid. Nicht, dass sie tot sind, sondern dafür, dass sie solange Leiden mussten, bis sie diesen Entschluss gefasst haben. Was muss das für eine schreckliche Krankheit sein. Ich glaube egal wie vernebelt man ist; damit man sich umbringt, muss einen viel bewegen. Uns so geben wir uns immer Mühe die sterblichen Überreste der armen Menschen möglichst piätätvoll einzusammeln und dem Bestatter zu übergeben.

Am störensten bei diesen Einsätzen sind die Gaffer. Klar, jeder ist interessiert und es geht ja auch aktuell immer wieder durch die Zeitung. Aber wenn ich und meine jungen Kameraden beim Säubern des Zuges mit dem Handy mitgefilmt werden müssen von eben den Leuten, für die wir den Zug saubermachen, damit nachher keiner die Bahn wegen psych. Schäden verklagt... Das ist richtig scheiße. Und unglaublich nervig bei soeinem Einsatz. Aber filmt unsere erregten Gesichter nur und winkt uns zu. Dann seid ihr vielleicht ein bisschen abgelekt. Ihr müsst ja nicht das sehen, was wir gerade versuchen wegzuputzen.

 In diesem Sinne...

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